Die Wurzeln des Modern American Square Dance reichen bis vor das 14. Jahrhundert zurück. Urgroßeltern sind die englischen Morristänze und die höfischen Tänze der französischen Königshäuser. Aus den englischen Tänzen entwickelten sich die English Country Dances, die französischen Hoftänze wurden zur Quadrille. Alle diese Tänze wiesen bereits viele der Figuren auf, die sich bis zum heutigen Modern American Square Dance gehalten haben.
In den Weiten des amerikanischen Westens fand die eigentliche Weiterentwicklung statt. Während der Besiedlung der «Neuen Welt» seit Mitte des 16. Jahrhunderts trafen Auswanderer aus ganz Europa mit ihren Kulturen und Bräuchen aufeinander. Die englischen Morris- und Contratänze, die französischen Quadrillen und Minuets, die nord- und südosteuropäischen Volkstänze sowie irische und ungarische Folkloremusik mischten sich über die Zeit zu einem einzigartigen Ganzen.
Der dem Modern American Square Dance eigene Stil, das Tanzen nach Ansage des Callers, dürfte sich in dieser Zeit entwickelt haben. Die Ausbreitung der Siedler brachte es mit sich, dass man sich auf den langen Trecks gegenseitig seine Kultur näher brachte, wozu natürlich auch die Tänze gehörten. Diejenigen, die weiterzogen, nahmen dieses Wissen mit und gaben es an anderen Orten weiter und nahmen dort sicherlich neue Anregungen und Tänze auf. So dürften die ersten Caller entstanden sein, die von überallher Figuren «sammelten» und sie an andere weitergaben.
Viele solcher regionalen Tänze entwickelten sich völlig unabhängig voneinander in den Vereinigten Staaten. Während einer Periode des Niederganges zu Anfang des 20. Jahrhunderts starb die Folklore in den größeren Gemeinden und den Städten fast völlig aus, die Tanzschritte und die Musik gingen verloren. In abgelegenen Gebieten überlebten jedoch die uralten englischen und französischen Tänze. Erst in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts brachten Henry Ford und seine Frau die fast vergessenen Künste wieder ans Tageslicht und ins Bewusstsein der amerikanischen Öffentlichkeit. Sie sorgten mit einer Tanzhalle und dem engagierten Forscher, Lehrer und Tanzmeister Benjamin Lowett dafür, dass die alte Folklore zu neuem Leben erwachte. Ergänzend dazu veröffentlichte Lloyd Shaw 1939 ein Buch namens «Cowboy Dances», mit dem viele weitere Lücken geschlossen wurden. Shaw bildete auch Caller und Tänzer aus und viele weitere Institutionen folgten seinem Beispiel. So eroberten sich die fast vergessenen Volkstänze wieder eine feste Position in der amerikanischen Gesellschaft.
Der heutige Square Dance
Der Square Dance kam nach dem Ende des 2. Weltkrieges mit den US-Streitkräften nach Deutschland. 1949 gründete Paul Hartman in Bremen den ersten europäischen Square Dance Club. Zunächst nur für die US-Army gedacht, infizierte der Square Dance-Virus schon bald ganz Deutschland. Auch die Nachbarstaaten blieben nicht verschont: in der Schweiz, in Österreich, in den Benelux-Staaten und auch schon in der Tschechischen Republik sind Clubs ansässig. Auch in England und in Schweden gibt es eine sehr aktive Szene. Wie begeistert Menschen vom Square Dance sein können, zeigt Schweden sehr gut: die ersten Clubs gab es dort etwa 1982. Heute zählen sie fast 100 Gruppen, und es werden immer mehr.